Rom bietet mehr als nur seine bekannten Monumente. Wer sich etwas abseits der touristischen Hauptrouten bewegt, entdeckt eine Stadt voller versteckter Höfe, unaufgeregter Schönheit und besonderer Atmosphäre, oft ganz ohne Gedränge:
Die Galleria Doria Pamphilj ist ein privates Familienpalais, das seit dem 17. Jahrhundert im Besitz der Adelsfamilie Doria Pamphilj ist – und bis heute bewohnt wird! Die opulent eingerichteten Säle beherbergen Meisterwerke von Caravaggio, Velázquez und Tizian – ohne den Trubel der Vatikanischen Museen. Der Audioguide ist hervorragend gemacht – eingesprochen vom heutigen Prinzen Doria Pamphilj persönlich, der charmant und persönlich durch sein Zuhause führt.
Seit 1904 wird in Rom jeden Tag um Punkt 12 Uhr mittags vom Gianicolo-Hügel eine Kanone abgefeuert, unweit des Giuseppe-Garibaldi-Monuments. Die Tradition begann ursprünglich, um allen Kirchtürmen Roms ein einheitliches Zeitsignal zu geben, damit die Glocken gleichzeitig läuten. Auch heute noch feuert die Kanone täglich, pünktlich um 12:00 Uhr
Drei Soldaten der italienischen Armee führen das Zeremoniell durch. Mit viel Würde, aber auch ein bisschen Show. Man kann zusehen, wie sie marschieren, die Kanone ausrichten und den Schuss abgeben. Besonders beliebt ist dieses kleine Spektakel bei Familien und neugierigen Besucher:innen, die von hier oben einen traumhaften Blick über ganz Rom genießen können. Der Ausblick ist wirklich fantastisch.
Gleich um die Ecke liegt der Fontana dell’Acqua Paola - ein wunderschöner Brunnen, der sich zu einem echten Instagram-Spot gemausert hat.
Auch zum Sonnenuntergang ist der Gianicolo-Hügel ein toller Ort. Es gibt ein paar Foodtrucks, Getränkestände und oft Musik.
Wer das Kolosseum schon gesehen hat oder einfach einen ruhigeren Ort mit genauso viel Geschichte sucht, sollte sich das Theater des Marcellus nicht entgehen lassen. Es sieht auf den ersten Blick aus wie eine kleinere Version des Kolosseums – ist aber sogar älter: eingeweiht um 13 v. Chr. unter Kaiser Augustus und benannt nach seinem früh verstorbenen Neffen Marcellus.
Hier fanden einst Theaterstücke, Musikaufführungen und Festspiele statt, ganz im Stil der Griechen, die die Römer so bewunderten. Heute kannst du die beeindruckenden Arkaden aus der Antike noch frei begehen. Und obendrauf thront ein Renaissance-Wohnhaus, das zeigt, wie sehr sich Rom im Laufe der Jahrhunderte immer wieder verwandelt hat. In dem Teatro finden immernoch regelmäßig Veranstaltungen und Konzerte statt. Und direkt nebendran liegt das jüdische Ghetto, wo du zum Beispiel frittierte Artischocken genießen kannst. Eine echte römische Spezialität. Mehr Tipps zum Thema findest du in unserem Artikel Vegan essen in Rom: Die besten Restaurants.
Im früheren Industrieviertel Ostiense trifft römische Geschichte auf urbane Gegenwart: Lagerhallen wurden zu Kulturzentren umgebaut, und Street-Art-Künstler:innen haben ganze Hausfassaden gestaltet. Empfehlenswert ist ein Rundgang rund um die Via del Porto Fluviale. Außerdem findest du hier eine echte Pyramide! Die Pyramide des Cestius wurde um 12 v. Chr. erbaut, als die Römer von der ägyptischen Kultur fasziniert waren. Sie ist etwa 36 Meter hoch, aus weißem Marmor und diente als Grabmal für einen römischen Beamten namens Gaius Cestius. Heute ist sie Teil der antiken Stadtmauer und wirkt wie ein Fremdkörper – im besten Sinne.
Geheimtipp: Gleich daneben liegt der protestantische Friedhof, eine grüne Oase der Stille mitten in der Stadt. Zwischen Pinien und alten Gräbern mit Blick auf die Pyramide finden sich auch die letzten Ruhestätten von John Keats und Percy Shelley, zwei der bekanntesten Dichter der englischen Romantik. Percy Shelley war zudem der Ehemann von der berühmten Mary Shelley, der Schöpferin von Frankenstein.
Auf den ersten Blick wirkt diese Jesuitenkirche von außen eher schlicht. Aber innen erwartet dich eines der beeindruckendsten Deckenfresken Roms – und das ganz ohne Eintritt!
Der Maler Andrea Pozzo hat hier im 17. Jahrhundert ein atemberaubendes Illusionsgemälde geschaffen: Die Decke wirkt wie eine riesige, nach oben geöffnete Kuppel, die in den Himmel führt – mit Heiligen, Engeln und Licht. Das Besondere:
Die Kirche hat gar keine echte Kuppel.
Pozzo hat die Illusion mit Farbe geschaffen, weil das Geld für eine Kuppel fehlte - ein Meisterwerk der barocken Trompe-l'œil-Malerei.
Tipp: In der Mitte des Kirchenschiffs steht ein großer Spiegel auf einem Holzgestell. Damit kannst du das Deckenfresko bequem im Sitzen oder Stehen betrachten, ganz ohne Nackenschmerzen. Auch perfekt für ein außergewöhnliches Foto. Inzwischen muss man dafür allerdings einen kleinen Obulus hinterlassen.
Mitten im Trubel der römischen Innenstadt, nicht weit vom Pantheon entfernt, öffnet sich plötzlich eine Senke mit antiken Tempelresten – das ist der Largo di Torre Argentina. Hier befinden sich die Überreste von vier römischen Tempeln und dem Theater des Pompeius, in dem Julius Caesar ermordet wurde. Ein Ort voller Geschichte – aber auch ein Ort voller Katzen. Doch neben der Antike gibt es hier noch etwas ganz Besonderes zu entdecken: Roms berühmteste Katzengemeinschaft.
In den Tempelresten hat sich die "Torre Argentina Cat Sanctuary" angesiedelt - eine liebevoll geführte Katzenauffangstation, die herrenlose Tiere pflegt, kastriert und vermittelt. Die Station wird von Freiwilligen betreut und ist ein echtes Herzensprojekt. Du kannst das kleine Infozentrum besuchen, mit den Helfer:innen sprechen, eine Spende da lassen oder sogar eine Katze adoptieren. Viele Reisende aus aller Welt tun genau das. Eine herzliche Art des Souvenirs.
Bei unserem Besuch haben wir eine kleine Postkarte geschenkt bekommen. Meine Tochter hat sie seitdem immer im Rucksack dabei, als kleine Erinnerung an Rom und seine Katzen.
Alle reden vom Campo de’ Fiori, wenn es um Märkte in Rom geht. Und ja, dieser Markt ist charmant – aber wer es authentischer und weniger touristisch mag, sollte unbedingt den Mercato di Testaccio besuchen.
Der Markt liegt im gleichnamigen Viertel südlich des Aventin-Hügels – einst ein Arbeiterviertel, heute ein echter Geheimtipp für Foodies. In der modernen, überdachten Markthalle treffen Tradition und Trend aufeinander: Zwischen klassischen Obst- und Gemüseständen findest du hippe Streetfood-Stände, handgemachte Pasta, Wein, Mode, Haushaltswaren – und vor allem: echtes römisches Lebensgefühl. Hier kaufen die Römer:innen selbst ein, nicht die Touristen. Und genau das macht den Charme aus.
Auch als Veganer:in kommst du hier voll auf deine Kosten – der Markt ist ideal für ein entspanntes Mittagessen zwischendurch. Hier ein paar meiner persönlichen Highlights:
CasaManco
Fantastische Pizza al taglio, oft auch vegan belegt – zum Beispiel mit Zucchiniblüten, gebratener Aubergine mit Minze, mariniertem Fenchel oder klassisch „rossa“ mit würziger Tomatensauce und Oregano. Die Betreiber:innen sind superfreundlich – einfach nach veganen Optionen fragen, sie helfen gerne weiter.
Le Mani in Pasta
Hier wird Pasta frisch von Hand zubereitet. Zwar enthalten die meisten Sorten Ei, aber es gibt einige vegane Varianten, und auch die Saucen können überzeugen. Wir hatten damals eine großartige Artischockensauce – einfach köstlich! Die Gerichte kann man direkt vor Ort genießen oder als frische Pasta mitnehmen.
Vegan Store & Food Stall
An diesem Stand gibt es eine tolle Auswahl an veganen Produkten: Burger, pflanzliche Käsealternativen und andere Delikatessen, die sich perfekt zum Snacken oder Mitnehmen eignen.
Antipasti-Stände
Mehrere Händler bieten frische, marinierte Antipasti an – kombiniert mit einem frischen Ciabatta-Brot ergibt das ein einfaches, aber unfassbar leckeres Essen.
Mein Tipp:
Holt euch euer Essen, gönnt euch ein Gläschen Prosecco (ja, stilecht im Plastikbecher!) und setzt euch an einen der Tische in der Mitte der Markthalle. Hier sitzt ihr zwischen Einheimischen, genießt das Leben und schmeckt Rom so, wie es wirklich ist.
Öffnungszeiten und Adresse:
Montag bis Samstag
7:00 – 15:30 Uhr
Sonntag geschlossen
Gerade abseits der Touristenströme entfaltet die Ewige Stadt ihren ganz eigenen Zauber. Wenn du bereit bist, dich ein bisschen treiben zu lassen, dich auch mal zu verlaufen und offen für neue Ecken bist, wirst du ein Rom entdecken, das dir garantiert lange in Erinnerung bleibt – und das ganz ohne Menschenmassen und Selfie-Sticks. Viel Spaß beim Erkunden!