Kairo, die pulsierende Hauptstadt Ägyptens, ist eine faszinierende Mischung aus historischem Erbe, lebendiger Kultur und modernem Flair. Diese Stadt am Nil, die oft als Tor zur antiken Welt bezeichnet wird, bietet eine einzigartige Reiseerfahrung für alle, die sich für Geschichte, Kunst, Architektur und kulinarische Abenteuer interessieren. Von den antiken Pyramiden bis hin zu den belebten Basaren bietet die Stadt der tausend Minarette für jeden Besucher etwas Besonderes.
Kairo ist nicht nur die größte Stadt Afrikas, sondern auch seit mehr als tausend Jahren ein Zentrum der Kultur, des Handels und der Politik. Südlich des Nildeltas gelegen, ist Kairo ein historisches Juwel, aber mit dem großen Nilhafen, dem internationalen Flughafen und als Herz des Eisenbahn- und Straßennetzes des Landes auch ein wichtiger Knotenpunkt für die ägyptische Industrie. Die Stadt beherbergt eine reiche Vielfalt an Sehenswürdigkeiten, von den weltberühmten Pyramiden von Gizeh bis hin zu den historischen Moscheen und Museen. Ihre lebendige Atmosphäre, ihre reiche Geschichte und ihre kulinarischen Köstlichkeiten machen sie zu einem unvergesslichen Reiseziel.
Damit ihr euch in dieser rasant wachsenden Metropole mit über 22 Millionen Einwohnern nicht so verloren fühlt, haben wir euch einen Cityguide zusammengestellt, der euch durch die wichtigsten Stadtteile und ihre jeweiligen Sehenswürdigkeiten führt. Außerdem geben wir euch Tipps, wo ihr in all dem Trubel Oasen der Ruhe findet, wie ihr am besten von A nach B kommt und wo ihr vegan essen könnt - wenn ihr euch nicht einfach etwas über die App talabat in eure Unterkunft bestellt.
Downtown Kairo trug einst den Beinamen “Paris des Ostens”. Der Stadtteil entstand im 19. Jahrhundert unter der Herrschaft von Khedive Ismail, der auch als Ismail der Prächtige bekannt ist. Nach seinem Besuch in Paris beauftragte er französische Architekten mit dem Entwurf des neuen Viertels und noch heute lautet der offizielle Name des Stadtteils zu seinen Ehren Khedivial Cairo. Mit einem Mix aus Neoklassizismus, Barock, Rokoko und Renaissance sind die Straßen architektonisch besonders interessant und in den letzten Jahren wurden einige Gebäude restauriert. Downtown Kairo ist, wie der Name schon sagt, das Herz der Stadt – hier befindet sich der berühmte Tahrir-Platz (“Platz der Befreiung”), aber auch das Ägyptische Museum und zahlreiche trubelige Straßen, die mit ihrer bunten Mischung aus Autos und Pferdekarren, Taxis, Tuktuks, LKW und Fußgängern sehr gut die Vielfalt, Lebendigkeit, aber auch Überfüllung dieser Stadt repräsentieren.
Ein Besuch im altehrwürdigen Café Riche, das bereits 1908 eröffnet hat und in dem sich früher Intellektuelle und Revolutionäre trafen. Hier gibt es zwar keine explizit vegane Küche, für ein Getränk nach einem Besuch im Ägyptischen Museum ist es jedoch ein netter Zwischenstopp.
Garbage City und die koptische Höhlenkirche - dieses Quartier trägt seinen Namen aus gutem Grund. Die hier lebenden Kopten sortieren und recyclen quasi den Müll für die gesamte Stadt, leider ohne jegliche Unterstützung seitens der Regierung, obwohl Kairo ohne ihren unermüdlichen Einsatz wohl längst im Müll erstickt wäre. Wer sich durch den übermächtigen Gestank im Viertel gekämpft hat, wird mit dem Anblick der Höhlenkirche, auch als Kloster von Saint Simon bekannt, belohnt. Sie bietet einen einzigartigen Einblick in das christliche Erbe Ägyptens, die koptischen Christen stellen die größte religiöse Minderheit des Landes dar.
Taboula, ein libanesisches Restaurant mit zahlreichen veganen Optionen wie Muhammara, Hummus und natürlich dem namensgebenden Taboula-Salat: Taboula
Für den Anblick der koptischen Höhlenkirche muss man den Weg durch Garbage City wagen
Wie der Name schon sagt, begannen hier die Ursprünge der Stadt. Im Zentrum des historischen Viertels liegt die Militärfestung Babylon, die die strategisch wichtige Grenze zwischen Ober- und Unterägypten markierte. Sie wurde vor allem in der römischen und byzantinischen Zeit genutzt und lag damals noch am Nil – heute fließt dieser fast einen halben Kilometer weiter westlich. Es wird vermutet, dass schon um 400 n. Chr. hier die ersten Kirchen standen und auch heute finden sich noch zahlreiche Bauten aus der christlichen Ära. Auch frühe Denkmäler der Anfänge des islamischen Ägyptens sowie die älteste Synagoge des Landes befinden sich im koptischen Viertel in Alt-Kairo.
Der aufwändige Nilometer auf der zu Alt-Kairo gehörenden Nil-Insel Roda. Er gilt als bedeutendster Nilometer aus der islamischen Zeit und diente im Alten Ägypten dazu, den optimalen Zeitpunkt für die Aussaat während der Nilschwemme zu bestimmen sowie vor drohenden Hungersnöten zu warnen. Er besteht aus einer Säule, die den Wasserstand anhand von Markierungen anzeigt und durch einen Kanal mit dem Nil verbunden war. Die Wände des Nilometers wurden von Architekt Ahmad Ibn Muhammad al-Chasib kunstvoll mit Koraninschriften verziert, eine Treppe führt an den Seitenwänden hinunter.
Hekaya: Ein Klassiker des ägyptischen Streetfoods ist Koshari. Das Hekaya unweit der Moschee ʿAmr ibn al-ʿĀs ist eines von zahlreichen kleinen Restaurants und Verkaufswagen, in dem ihr eine Portion gutes, sättigendes Koshari bekommt, das von Haus aus vegan ist.
Die Muhammad-Ali-Moschee wird auch als Alabastermoschee bezeichnet
Der mittelalterliche Stadtkern Kairos birgt eine Fülle an kulturellen Schätzen und ist definitiv einen Besuch wert. Das Islamische Kairo trägt seinen Namen nicht, weil hier besonders viele Muslime leben, sondern weil das Viertel ab der muslimischen Eroberung im 7. Jahrhundert entstand und bis heute eine der größten und dichtesten Konzentrationen historischer Architektur der islamischen Welt beherbergt. Hier erwarten uns Moscheen, Gräber, Madrasas, Herrenhäuser und Karawansereien. Im Jahr 1979 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt, ist das Historische Kairo ein lebendiges Zeugnis für die Blütezeit des Islam im 14. Jahrhundert.
Museum für Islamische Kunst: Eine beeindruckende Sammlung von islamischer Kunst und Artefakten aus verschiedenen Epochen und Regionen der islamischen Welt, darunter kunstvoll verzierte Keramiken, Textilien, Holzarbeiten, Schmuckstücke und religiöse Artefakte, die die künstlerische und kulturelle Vielfalt des Islam widerspiegeln.
Einer der lebhaftesten Orte im historischen Kairo ist der traditionelle Khan el-Khalili-Basar, der auf die Errichtung einer Karawanserei im 14. Jahrhundert zurückgeht. Dieser Basar gilt als einer der größten Märkte Afrikas und ist bekannt für seine lebendige Atmosphäre, die engen Gassen, in denen Händler ihre Waren feilbieten, und die Vielfalt der angebotenen Produkte, von handgefertigtem Kunsthandwerk über Gewürze bis hin zu Schmuck und Textilien.
Ein Besuch im historischen Kairo ist nicht vollständig ohne einen Ausflug zur Zitadelle von Saladin. Diese mittelalterliche Festung thront über der Stadt und bietet nicht nur spektakuläre Ausblicke auf Kairo, sondern ist auch eine bedeutende historische Stätte. Seit 1979 ist die Zitadelle von Saladin ein UNESCO-Weltkulturerbe und zieht Besucher mit ihrer imposanten Architektur und ihrer reichen Geschichte an.
Die Al-Muizz-Straße, einst Hauptstraße des historischen Kairos, ist eine der ältesten Straßen der Stadt. Sie erstreckt sich vom Bab Zuweila, dem südlichen Stadttor, bis zum Bab al-Futuh im Norden. Heute ist die Straße ein Freilichtmuseum islamischer Baukunst und gesäumt von prächtigen historischen Gebäuden, Moscheen, Mausoleen und Madrasas. Ein Spaziergang entlang der Al-Muizz-Straße ist wie eine Zeitreise in das goldene Zeitalter des islamischen Kairos.
Die Al-Azhar-Moschee thront majestätisch im Herzen des Islamischen Kairos. Sie wurde im 10. Jahrhundert gegründet und dient zusätzlich als Universität – sie ist sogar die weltweit zweitälteste ununterbrochen betriebene Universität und war lange Zeit führend für das Studium der Scharia und der sunnitischen Theologie.
Die Sultan-Hassan-Moschee war zur Zeit ihres Baus im 14. Jahrhundert die größte ihrer Art. Sie ist oft weniger überlaufen als die berühmtere Al-Azhar-Moschee und bietet dennoch eine faszinierende Reise durch die islamische Architektur und Geschichte. Mit ihren imposanten Mauern, eleganten Säulen und kunstvoll gestalteten Innenräumen ist die Sultan-Hassan-Moschee ein wahrer Schatz des Islamischen Kairos.
Kairo kann laut, hektisch und überfordernd sein. Der Al-Azhar-Park, nördlich der Zitadelle von Saladin gelegen, bietet euch eine entspannte Auszeit. Der Eintrittspreis ist moderat und es erwarten euch schön angelegte Grünflächen, Brunnen und Cafés.
كشرى المؤمن: Perfekt nach einem Besuch der Sultan-Hassan-Moschee ist dieses hauptsächlich von Einheimischen frequentierte Koshari-Restaurant. Inmitten des Trubels an der Straße typisch ägyptisches Streetfood genießen - vegan, versteht sich.
Blick auf die Skyline von Kairo vom Al-Azhar-Park
Gizeh ist eigentlich kein Stadtteil von Kairo, sondern eine eigene Stadt mit rund 9 Millionen Einwohnern. Sie erstreckt sich am westlichen Nilufer und hier befinden sich die berühmten Pyramiden von Gizeh sowie die Sphinx. In Gizeh erwarten euch viele Hotels, die euch den perfekten Blick auf die Pyramiden versprechen – auch wenn die Realität teils etwas anders aussieht und sich zwischen euch und den Pyramiden erst noch einige zugemüllte Grundstücke oder andere Hindernisse befinden. Dennoch kann es sich für den Besuch der Pyramiden lohnen, in Gizeh zu nächtigen, um direkt morgens als erste:r bei den Pyramiden zu sein, bevor die Reisebusse aus Hurghada eintreffen. Ansonsten ist Gizeh von großer Armut geprägt, hier zeigt sich die Wirtschaftskrise des Landes sehr deutlich.
Die weltberühmten Pyramiden von Gizeh, deren Alter auf 4.500 Jahre geschätzt wird und die seit 1979 UNESCO-Weltkulturerbe sind, so wie natürlich die Sphinx, das größte Bauwerk ihrer Art, die einen liegenden Löwen mit einem Menschenkopf darstellt.
Ganz neu hat auch das Grand Egyptian Museum eröffnet. Noch gibt es nicht so viel zu sehen, jedoch ist allein die Architektur einen Besuch wert und auch die große Halle kann schon betreten werden. Ob die bisherigen Exponate jedoch den recht hohen Eintrittspreis rechtfertigen, muss jede:r selbst entscheiden. Nach und nach wird das Museum erweitert, bis die Ausstellung wirklich vollständig ist, könnte es jedoch noch einige Jahre dauern.
Einige Kilometer südlich von Gizeh findet ihr zahlreiche weitere Pyramiden, die bei weitem nicht so touristisch überlaufen sind. So befinden sich allein auf dem Felsplateau von Dahschur fünf Pyramidenanlagen, darunter die Knickpyramide und die Rote Pyramide, die ebenfalls UNESCO-Weltkulturerbe sind. Auch die altägyptische Nekropole Sakkara ist einen Besuch wert, hier könnt ihr neben zahlreichen Grabanlagen auch die Stufenpyramide des Djoser besichtigen.
El Gizawy, ein typisches ägyptisches Falafel-Restaurant, in dem ihr gut, günstig und authentisch vegan essen könnt.
Die Knickpyramide südlich von Kairo ist die viertgrößte Pyramide des Landes
Das kosmopolitische Zamalek befindet sich im Norden der menschengemachten Nil-Insel Gezira, die entstand, als sie im 19. Jahrhundert durch einen Kanal vom Westufer abgetrennt wurde. Der gehobene Stadtteil bietet neben exklusiven Hotels, Art-Deco-Villen und gehobener Küche auch das Museum of Modern Egyptian Art, das Opernhaus und zahlreiche Botschaftsgebäude. Der Stadtteil zieht im Vergleich eher wenige Touristen an, was es zu einem idealen Ort für einen ruhigen Spaziergang im ansonsten eher hektischen Kairo macht.
Vor einem Besuch des Aquarium Grotto Gardens müssen wir euch dagegen eher abraten. Die Aquarien wurden zwar schon vor längerer Zeit geschlossen und so handelt es sich heutzutage vielmehr um einen großen, durchaus sehenswerten Park mit einer tollen Grotte voller Fledermäuse. Eigentlich also eine tolle Ruheoase inmitten der hektischen Stadt. Doch leider fristen hier unter anderem einige Schildkröten sowie bis zur Flugunfähigkeit gefütterte Gänse ein sehr trauriges Dasein und die ausgestopften Tiere wirken auch eher abschreckend.
Samstags und sonntags von 10 bis 17 Uhr findet in Zamalek (in der El Sheikh El Marsafy Straße) ein Markt für lokale Erzeugnisse und Kunsthandwerk statt.
Zooba, eine internationale Kette, die zu fairen Preisen ägyptische Klassiker wie Ful, Taamia, Salat und Baladi-Brot in der Filiale und zum Bestellen anbietet und Veggie-Gerichte auf der Karte kennzeichnet: Zooba
Maadi ist ein grüner Vorort am Nil, der für seine entspannte Atmosphäre und seine exklusiven Wohnviertel bekannt ist. Wenn ihr der Hektik und Lautstärke Kairos entfliehen wollt, erwarten euch hier eine schöne Uferpromenade und zahlreiche nette Restaurants sowie Cocktailbars.
Das Naturschutzgebiet Wadi Degla ist ein trockengefallener Flusslauf, bei dessen Erkundung man glatt vergessen könnte, wie nah man der Großstadt Kairo ist. Auch wenn es stellenweise etwas zugemüllt ist, ist die Gegend toll zum Wandern, Klettern und vor allem auch Mountainbiken geeignet.
Vegan In Our House – hier findet ihr zwei Restaurants in einem. Das eine bietet euch eine komplett vegane Menükarte, auf der ihr allerlei Köstlichkeiten findet, unter anderem Beyond-Meat-Burger und Pizza: Vegan In Our House bei Facebook
Kairo ist für viele Besucher:innen im ersten Moment sehr überfordernd. Allein sich auf den chaotischen, aber durchaus funktionierenden Verkehr einzulassen, ist ein Erlebnis für sich. Zahlreiche unterschiedliche Verkehrsmittel zwischen Pferdekarren und LKW sind auf den teils vielspurigen Straßen unterwegs und vielleicht kommt auch ihr mangels Ampeln und Fußgängerüberwegen an den Punkt, dass ihr ernsthaft überlegt, ein Taxi zu nehmen, nur um auf die andere Straßenseite zu kommen.
Hier gibt es zahlreiche Möglichkeiten: